Mc Laren Vale, das erste Weingut

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Das erste Weingut, welches wir auf unserer Reise besucht haben, war das Weingut „d’Arenberg“ von Chester Osborne. Es liegt im Weinbaugebiet „Mc Laren Vale“, welches nur wenige Kilometer südlich von Adelaide beginnt.

D’Arenberg Winery, Mc Laren Vale

Das Weingut d’Arenberg hat 2012 sein 100-jähriges Bestehen gefeiert,es wird heute in dritter Generation von Chester Osborne geleitet. Die Weinberge befinden sich in unterschiedlich kurzer Distanz zum Meer und auf Höhen von 20 – 480 müM. Die Erträge liegen tief, im Durchschnitt des Betriebes bei 32 hl/ha.

D'Arenberg Winery
D’Arenberg Winery
Chester Osborne vor der geologischen Karte des Mc Laren Vale
Chester Osborne vor der geologischen Karte des Mc Laren Vale

Chester Osborne tritt als Showman auf, welcher die Extravaganz liebt. Er trägt meist ein farbig gemustertes Hemd oder ein ausgefallenes T-Shirt. Die langen Haare gehören genauso zu ihm wie ein auflockernder Spruch hier und dort. Doch die lockere Aussie-Art täuscht, man sagt ihm zwar nach, dass er kein Freund von Détails ist, trotzdem kann er an einem Morgen etwa 100 Muster der einzeln ausgebauten Shirazlagen durchdegustieren und daraus die abzufüllenden Weine komponieren. D’Arenberg erntet alle Lagen separat und baut sie auch separat aus.

Chester Osborne liebt das Ausgefallene, so auch bei der Gestaltung der Etiketten, welche als Markenzeichen alle den roten Diagonalstrich haben. Der Schaumwein von d’Arenberg heisst „Dadd“ in Anlehnung an den Champagner „Mumm“. Es gibt sehr viele Weine mit ausgefallenen Namen, wie „The Blind Tiger“. Hinter jedem Namen steckt eine Geschichte, in diesem Fall diejenige des illegalen Lokals „The Blind Tiger“, welches während der Prohibition Alkohol ausschenkte. In dieser Zeit, genau 1925, wurde der entsprechende Rebberg angelegt.

Hinter all diesen Geschichten und all dem „easy going“ steckt sehr viel Arbeit und durchaus traditionelle Methoden. Seit über 20 Jahren wird auf eine Düngung der Rebberge verzichtet, im Keller stehen noch dieselben Korbpressen wie schon 1927. Alle Rotweine von d’Arenberg werden tatsächlich noch mittels Korbpressen, wenn zum Teil auch neueren, verarbeitet. Viele Rotweine werden immer noch mit den Füssen eingemaischt, wie schon zu Urgrossvaters Zeiten.

Offene Fermenter mit Korbpresse, by Kate Elmes
Offene Fermenter mit Korbpresse, by Kate Elmes

Es ist wahrscheinlich diese Mischung aus publikumswirksamer Show und traditioneller Weinbereitung, welche d’Arenberg zu einem der erfolgreichsten Familienweingüter Australiens gemacht hat. Chester Osborne ist auch profunder Kenner der ausgesprochen vielfältigen Geologie des Mac Laren Vale.

Dem Weingut wird vorgeworfen, dass es zuviele Weine produziert, im Moment werden etwa 60 verschiedene Weine aus 37 verschiedenen Rebsorten abgefüllt. Unter diesen Sorten befinden sich auch Exoten, wie Sagrantino oder Touriga nacional. Er baut diese auch an, um bei der sich abzeichnenden Klimaerwärmung gewappnet zu sein, wenn die bis anhin angebauten Sorten keine spannenden Weine mehr liefern können. Chester Osborne ist der Meinung, dass mehr Abfüllungen auch mehr Möglichkeiten bieten etwas Neues und Spannendes zu machen. Dazu gehört das neueste und vielleicht wichtigste Projekt von Chester Osborne. Er hat mit dem Jahrgang 2010 erstmals 15 Lagen, welche zu einem grossen Teil bis anhin für das Flagschiff „The Dead Arm Shiraz“ verwendet wurden, separat abgefüllt. 12 Einzellagen-Shiraz aus Rebbergen mit zwischen 14 und 102 Jahren alten Rebstöcken, weiter 3 Grenache-Weine aus 44 bis 96 Jahre alten Reben. Diese Weine zeigen sehr schön die Vielfältigkeit der Böden des McLaren Vale. Sie stammen aus ganz unterschiedlichen Rebbergen und unterschiedlichen Böden. Diese Weine werden sicher noch für viel Gesprächsstoff sorgen, wenn es darum geht die Vielfältigkeit der Australischen Weine zu erfahren. Sie zeigen, dass das Terroir auch in Australien ein durchaus ernstzunehmendes Thema ist oder zumindest werden wird.

Die Shiraz Single Vineyard Weine werden alle während 20 Monaten in gebrauchten Barriques ausgebaut, kein Neuholz.

Folgende Weine wurden degustiert:

The Little Venice Shiraz 2010

Der 3.6 ha grosse Rebberg ist nach Westen orientiert, der Boden besteht aus flacher lehmiger, brauner Erde auf 35 Millionen Jahren altem Kalkstein. Die Reben sind 15 Jahre jung. Der Wein hat den Namen erhalten, weil Chester Osborn gerade in Venedig war als der Rebberg gekauft wurde und nebenan eine Quelle entspringt.

Offene Frucht, schwarzbeerige Noten, leicht animalische Untertöne, weicher Antrunk, leicht milchige Noten, absolut mürbe Gerbstoffe, mineralisch, sehr lang, mit Potential für mehr. 17/20 2013-2024

J.R.O Afflatus Shiraz 2010J.R.O Afflatus Shiraz Label

Der 0.5 ha grosse Rebberg liegt auf 93müM und ist nach Osten ausgerichtet, die sehr dünne Humusauflage besteht aus etwas grauem Ton auf Kalksteinuntergrund. Die Reben sind 102 Jahre alt.

Frische Frucht, leicht erdige Töne, es sind auch etwas grasig-blättrige Noten auszumachen, am Gaumen schöne Frucht, weiche Gerbstoffe, eine ausgesprochene Mineralität sorgt für grosse Eleganz, sehr langer harmonischer Abgang. 18/20 2014-2025

The Blind Tiger Shiraz 2010

Ein Rebberg von 2.4ha in der Blewitt Springs-Unterregion auf 150müM. Die Reben wurden 1925 auf sandigem Untergrund gepflanzt.

Der Wein zeigt leichte Röstnoten und auch sonst Anklänge an neues Holz, dies stammt aber aus den Trauben. Expressive Frucht nach Himbeeren und Brombeeren, am Guamen weich und fruchtig, leichte Noten von Cassis und Tabak, leicht erdig-mineralische Töne, griffige Tannine, langer, fruchtiger Abgang. 17.5/20 2013-2023

The Garden of Extraordinary Delights Shiraz 2010The Garden of Extraordinary Delights Shiraz Label

Die 1970 gepflanzten Reben stehen auf geologisch jungem Boden, er besteht aus Sand über Lehm, die Feuchtigkeit ist etwas höher, die Rebstöcke sind zum Teil mit Moos überzogen, was sehr schön anzusehen ist, daher der aussergewöhnliche Name.

Der Wein zeigt erdige Töne Noten von Tabak und schwarzen Früchten, am Gaumen fruchtig mit einer gut stützenden Säure, die Mineralität ist stark ausgeprägt, auch etwas Eisenaromatik ist zu spüren, der Wein ist sehr griffig und lang. 18/20 2014-2029

The Other Side Shiraz 2010

Die Reben dieses 2.2 ha grossen Rebbergs wurden 1916 angepflanzt. Der Boden besteht aus grauem, verwittertem Lehm auf Kalksteinuntergrund. Der Wein wurde nach der Fermentation 13 Tage auf der Maische belassen.

Der Wein zeigt erdige Töne und Noten von Schokolade, Tabak und Vanille, er ist am Gaumen sehr fruchtig, mit einer ausgeprägten Mineralität, die Gerbstoffe sind griffig, der Wein endet in einem langen, fruchtbetonten und warmen Abgang. 17/20 2014-2024

Es wurden auch zwei Single Vineyard Grenache Weine degustiert, der Ausbau dieser Weine erfolgte während 10 Monaten in gebrauchten Fässern.

 

Beautiful View Grenache 2010

Die 96-jährigen Reben stehen auf Sand und Kalkstein, im Untergrund etwas lehmige rotbraune Einschlüsse.

Der Wein zeigt offene Fruchtnoten mit Tönen von Orangen und Gewürzen, er ist am Gaumen weich, mit erdigen Noten und gut eingebundenen Gerbstoffen. 17/20 2013-2020

 

McLaren Sand Hills Grenache 2010

Die 44-jährigen Reben stehen auf Sand und stark eisenhaltiger Erde, es wurden 7 hl/ha geerntet.McLaren Sand Hills Grenache

Offene Frucht mit Anklängen von Orangen und leicht erdigen und animalischen Untertönen, am Gaumen sehr dicht und komplex, die Gerbstoffe sind noch etwas zupackend, die Frucht entwickelt sich schön am Gaumen, sehr langer, mineralischer Abgang. 18/20 2014-2029

 

Diese Single Vineyard Weine waren sehr eindrücklich, sie zeigen, dass die Lagenunterschiede auch in Australien sehr ausgeprägt sein können. Der einzige Wermutstropfen sind die Preise dieser Weine. Sie werden ab Weingut zu AUS$ 98.- verkauft, deutlich teurer als der auch bei uns erhältliche „The Dead Arm Shiraz“.

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