Riesling auf australisch

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Das Clare Valley ist mit etwa 5’300 ha Rebfläche ein kleines Weinbaugebiet.

Polish Hill Weinberge
Polish Hill Weinberge

Es liegt etwa 130 km nördlich von Adelaide und ersteckt sich auf einer Fläche von etwa 15 x 30 km. Obwohl nur etwa 20% der Rebfläche mit Riesling bepflanzt sind, gilt das Clare Valley als die Wiege des Riesling-Anbaus in Australien. Riesling in Australien tönt ungewohnt. Diese filigrane, das Terroir sehr gut wiedergebende Sorte soll in Australien gute Weine liefern? Ja, und wie! Die Weine könne und wollen ihre Herkunft nicht verleugnen. Die Noten von Zitronen und Limes sind sehr typisch für die australischen Rieslinge. Auch Petrolnoten sind verbreitet. Die Weine sind selten wuchtig, sondern von einer frischen Frucht und viel Mineralität gekennzeichnet. Sie besitzen meist eine ausgesprochen gute Alterungsfähigkeit. Was ganz sicher einen grossen Einfluss auf die Qualität hat, sind die weit verbreiteten Schieferböden. Von der Aromatik sind die Rieslinge aus dem Clare Valley absolut eigenständig, sie sind weder mit den Österreichischen noch den Deutschen Rieslingen vergleichbar. Man mag diese Lemon/Lime-Noten oder nicht. Von sehr hoher Qualität sind viele dieser Weine auf jeden Fall, leider ist die Verfügbarkeit in der Schweiz nicht sehr gut.

Es gibt knapp 50 Produzenten, ich habe drei davon besucht, wobei Wendouree, siehe letzten Beitrag, keine Weissweine produziert.

 

Pikes

Winemaker und Besitzer Neil Pike
Winemaker und Besitzer Neil Pike

Anfangs letzten Jahrhunderts war Pikes in Australien bekannt für ihr gutes Bier. Die Brauerei wurde aber 1972 verkauft. Die Familie wandte sich dem Wein zu.

Neil und Andrew Pike wurden in die Reben hineingeboren, ihr Vater war für die Reben eines grossen Weingutes zuständig. Beide sind in die Fussstapfen getreten und haben sich in Roseworthy ausbilden lassen. Andrew wurde zum Rebmeister ausgebildet, Neil zum Kellermeister. Nach mehreren Stationen auf anderen Weingütern haben sie sich 1984 entschlossen zusammen ein eigenes Weingut zu gründen. Nach und nach wurden in den Jahren 1984 – 2003 Reben angepflanzt, heute stehen etwa 75 ha im Ertrag. Im Jahre 1996 wurde auch die alte Familientradition der Bierbrauerei wiederbelebt. Die Produkte dieser Mikrobrauerei finden mehr und mehr Abnehmer, es bleibt aber eine Nebenbeschäftigung, die Weinproduktion ist das Hauptgeschäft.

Die Gegend von Polish Hill gilt als bestes Gebiet für die Produktion von Rieslingen. Die meisten Rebberge von Pikes liegen in dieser kühlsten Gegend des Clare Valley. Die Reben liegen flach bis leicht geneigt in einer Höhe bis zu 500 müM, die Regenmenge ist mit etwa 600mm pro Jahr gerade knapp ausreichend. Der Boden besteht aus 50 -100 cm rotbrauner Erde mit aufgebrochenem Grau- und Blauschiefer. darunter liegt nur noch Schiefer. Alle Rebberge sind zwischen den Zeilen begrünt, der Wurzelbereich der Reben wird mit Stroh abgedeckt, um die Wasserverdunstung zu minimieren. Trotz dieser Massnahmen wird zumindest in der trockensten Jahreszeit jeder Rebstock während etwa 4 Stunden pro Woche noch zusätzlich bewässert. Die Reben werden sehr hoch erzogen, um eine gute Durchlüftung und Abkühlung der Rebzeilen zu erreichen.

Geerntet werden 90% der Trauben maschinell während der Nacht. Neil Pike ist der Ansicht, dass ihm dies Vorteile bringt. Die Trauben sind quasi vorgekühlt und alles ist spätestens 20 Minuten nach der Ernte im Keller. Die Rieslinge sind für Pikes die wichtigsten Weine, dementsprechend sind 50% der Rebberge damit bepflanzt, den Rest teilen sich Shiraz, CS, Merlot, aber auch Sangiovese, Mourvèdre, Viognier und andere.

20% der Ernte werden exportiert.

 

‚Traditionale‘ Riesling 2012

Der wichtigste Wein des Gutes, ca. 22’000 Kisten pro Jahr, die Reben stammen aus den Unterbezirken Polish Hill, Watervale und Sevenhills, der Wein hat üblicherweise etwa 5g Restzucker.

Klassische Lemon- und Limenoten, aber auch gelbfruchtiges wie Pfirsich und Mirabellen, die mineralischen Untertöne sind schon zu riechen, am Gaumen ansprechende Frucht, der Wein ist schlank und sehr elegant, die Citrusnoten beherrschen das Aromenbild, der Wein endet sehr mineralisch auf Citrusnoten. 16/20 trinken – 2023

 

The-merle-2012The Merle Reserve Riesling 2012

Die Trauben stammen aus den beiden Polish Hill-Lagen Gill’s Farm und Hill Blocks. 12% Alkohol, 8 ‰ Säure, 2.8 g Restzucker.

Noch etwas zurückhaltende Lemon-Limearomatik, sehr mineralisch, etwas weisse Pfirsiche, am Gaumen zupackende Säure, sehr mineralisch, klassische Schiefernoten, macht einen staubtrockenen Eindruck, hochelegant aber embryonal, 17.5/20 mit Potential für mehr 2015 – 2032

 

Olga Emmie Riesling 2012

Citrusaromatik, schmelzige Eleganz, reife gelbe Früchte, am Gaumen sind die 22g Restzucker deutlich spürbar, die Frucht geht schön auf, schlankes, citrusbetontes Finale. Ein sehr gut gemachter, halbtrockener Riesling, passt sehr gut zu asiatischer Küche. 17/20 trinken – 2018

 

The Merle Reserve Riesling 2008

Anfangs ausgesprochen mineralisch, leichte Petrolanflüge, die klassischen Clare Valley Citrusnoten öffnen sich langsam, am Gaumen Mineralität pur, leicht buttrige Anklänge, braucht Luft, geht schön auf, klassischer trockener, langlebiger Riesling, von den Schieferböden geformt. 17.5/20 trinken – 2025

 

Eastside Shiraz 2010

Trauben stammen aus dem gesamten Clare Valley, Ausbau 18 Monate im Barrique, 15% Neuholz.

Zu Beginn leichte Holznoten, Gewürznoten, Frucht noch etwas verdeckt, am Gaumen eleganter, fruchtiger Antrunk, eine gewisse Unreife der belegenden Gerbstoffe ist noch spürbar, gut stützende Säure, die Frucht zeigt sich vor allem im langen Abgang sehr schön. 17/20 trinken – 2018

 

The Dogwalk Cabernt Merlot 2010

51% Cabernet sauvignon, 49% Merlot, 18 Monate im Barrique, davon 25% Neuholz

Erdige Fruchtnoten, leicht grasige Untertöne, Cassis, Tabak, am Gaumen schlanker, frischer Antrunk, leicht grünherbe Noten, die Gerbstoffe brauchen noch etwas Zeit sich abzurunden, säurebetonter, sehr fruchtiger Abgang. 16/20 mit Potential für mehr trinken – 2018

Vor allem bei den Rotweinen, aber auch bei den Weissweinen spürt man, dass die Weine aus dem Clare Valley deutlich mehr von der Frische geprägt sind, als von den bekannten reifen bis überreifen Fruchtnoten, wie sie viele australische Weine zeigen. Dementsprechend sind sie auch ausgesprochen trinkanimierend.

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